«und es braucht ein dorf»
NEUES ADVANCE WHITEPAPER IN ZUSAMMENARBEIT MIT MCKINSEY & COMPANY
28. Juni 2024
Welche Rahmenbedingungen braucht Elternschaft in der heutigen Zeit? Das ist auch in der politischen Debatte eine hochaktuelle Frage: Die Wirtschaftskommission des Nationalrats berät zurzeit über die Individualbesteuerung und die ständerätliche Kommission entscheidet bald über das Kita-Gesetz. Nun legen Advance und McKinsey ein gemeinsames Diskussionspapier vor.
Das neue Whitepaper belegt mit Zahlen & Fakten, wie nicht nur Mütter, sondern auch Väter sowie die Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt von einem Umdenken in Sachen Kinderbetreuung profitieren können. Es fordert dazu auf, traditionelle Betreuungsrollen zu überdenken und in zeitgemässe Betreuungskonzepte zu investieren.
Frauen in der Schweiz: Hohe Belastung durch unbezahlte Arbeit
Frauen übernehmen nach wie vor den Grossteil der unbezahlten Haus- und Familienarbeit. Das schränkt ihre berufliche Entwicklung und wirtschaftliche Unabhängigkeit ein. Rund 60 % der erwerbstätigen Frauen arbeiten wegen Kinderbetreuungspflichten Teilzeit, während es bei Männern unter 20 % sind. 56 % der Befragten in unserer Studie (rund 600 berufstätige Frauen in der Schweiz) gaben an, dass sie es ausserordentlich schwierig finden, ihre Karriere mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren. Zeitmanagement, psychischer Druck und hohe Kosten sind die Hauptprobleme.
Viel brachliegendes Arbeitskräftepotenzial
52 % der Hochschulabsolvierenden und 58 % der Sekundarschulabsolvierenden in der Schweiz sind Frauen. Das entspricht einem Zuwachs von 10 bzw. 9 Prozentpunkten in den letzten 30 Jahren. Im selben Zeitraum stieg der Anteil der berufstätigen Frauen allerdings nur um 5 Prozentpunkte auf 62 %. Die übrigen gut ausgebildeten Frauen sind hauptsächlich mit Kinderbetreuung und (unbezahlter) Hausarbeit beschäftigt.
Wirtschaftliche Vorteile von erschwinglicher Kinderbetreuung und Tagesschulen
Das Whitepaper betont die volkswirtschaftlichen Vorteile einer bezahlbaren und zugänglichen Kinderbetreuung sowie von Tagesschulen, die mehr Frauen die Teilnahme am Arbeitsmarkt ermöglichen würde. Es ist erwiesen, dass sich eine erhöhte Arbeitsmarkt- und Erwerbsbeteiligung von Frauen positiv auf das Wirtschaftswachstum, die Steuereinnahmen und Unternehmensleistungen auswirken können. Ausserdem würde dies zur Reduktion des Fachkräftemangels beitragen. Derzeit gibt die Schweiz lediglich 0,1 % ihres Bruttoinlandprodukts (BIP) für Kinderbetreuung aus, was weit unter dem OECD-Durchschnitt von 0,8 % liegt.
Qualitativ hochwertige Kinderbetreuung für alle vs. Stigma «Rabenmutter»
Hohe Kosten und begrenzte Verfügbarkeit der heutigen Kinderbetreuungsangebote zwingen viele Frauen, sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Um Kinderbetreuungs-Einrichtungen zugänglicher und erschwinglicher zu machen, braucht es neben staatlichen Massnahmen auch Arbeitgeberinitiativen. Das Whitepaper untersucht existierende Lösungen und bringt Vorschläge, wie sich diese ausweiten lassen. Nach wie vor werden berufstätige Mütter, die in einem hohen Arbeitspensum tätig sind, als «Rabenmütter» bezeichnet. Solange wir auf Mütter als Hauptbetreuerinnen fixiert bleiben, ist die Gleichstellung der Geschlechter in weiter Ferne.
Richtungsweisendes Pilotprojekt der Stadt Zürich
Die Stadt Zürich liefert ein richtungsweisendes Beispiel mit ihrem Beschluss, die Volksschule bis 2030 in Tagesschulen umzuwandeln, die Mittagessen sowie Nachmittags- und Frühbetreuung anbieten. Im Rahmen dieses Pilotprojekts wurden bereits 30 Schulen entsprechend umstrukturiert. Ein erster Bericht zeigt, dass die Tagesschule bei Lehrkräften und Betreuungspersonen sowie Schülerinnen und Schülern und Eltern sehr gut ankommt. Tatsächlich haben über 20 Prozent der Eltern ihre Arbeitszeit erhöht oder planen eine Erhöhung (durchschnittlich ein Arbeitstag mehr).
die Rolle der väter
Das Whitepaper hebt auch die Vorteile für die Entwicklung des Nachwuchses hervor, wenn beide Elternteile aktiv an der Betreuung beteiligt sind. Väter sollten durch das Beziehen eines (verlängerten) Vaterschaftsurlaubs und weitere unterstützende Massnahmen ermutigt werden, mehr Verantwortung zu übernehmen, um traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen.
Die Optimierung des Kinderbetreuungssystems sollte hohe Priorität haben
Die Verfasserinnen der Studie kommen zum Schluss, dass es sich in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht lohnt, in zeitgemässe Betreuungskonzepte zu investieren. Gerade in einem Land wie der Schweiz, wo Bürgerinnen und Bürger dank der direkten Demokratie stark an der Entscheidungsfindung beteiligt sind, liesse sich ein Wandel schneller und nachhaltiger vorantreiben, wenn man ein überzeugendes, faktenbasiertes Narrativ entwickeln und progressive sowie eher traditionsbewusste Kantone in die öffentliche Debatte einbinden würde. Sei es die Einführung von familienfreundlichen Regelungen durch die Politik, innovative Lösungen durch Unternehmen und Schulen oder das Ende der Stigmatisierung von erwerbstätigen Müttern durch die Gesellschaft – positive Veränderungen können nur dann eintreten, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen.
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Medienkontakt für weitere Informationen
Alexandra Rhiner, Communication Manager Advance, alexandra.rhiner@weadvance.ch
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