“Diverse Teams sind erwiesenermassen erfolgreicher in komplexen Umfeldern.”

Nadja Lang wurde mit dem Women’s Board Award 2022 ausgezeichnet. Dieser Award wird Verwaltungsrätinnen verliehen, deren Leistung sie für das Präsidium eines Verwaltungsrats qualifiziert.

Nadja ist CEO und Delegierte des Verwaltungsrats der Genossenschaft ZFV-Unternehmungen (ZFV) und Mitglied des Verwaltungsrats bei der Schweizerischen Post AG und der Pax Schweizerische Lebensversicherungen. Zudem engagiert sie sich in verschiedenen Gremien unter anderem im Bereich Nachhaltigkeit. Der ZFV ist mit über 200 Standorten im Bereich Gastronomie, Hotellerie- und Kindertagesstätten schweizweit eine der grössten Unternehmen in diesem Bereich. Gegründet wurde das Unternehmen 1894 von liberalen Bürgersfrauen, um den gesellschaftlichen Problemen rund um den Alkoholkonsum mit alkoholfreien Kaffeestuben zu begegnen und sich für die Besserstellung der Frauen in der Gastronomie einzusetzen.

Nadja Lang im Interview

Was bedeutet der Women’s Board Award für Dich?

Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, gerade weil der ZFV eine Unternehmung ist, die mit ihrer Geschichte sinnbildlich für Diversität und Inklusion steht. Liberale Bürgersfrauen haben 1894 ein Unternehmen gegründet, weil die Bedürfnisse einer Bevölkerungsschicht nicht adressiert wurden – nämlich diejenigen der Frauen und Familien, die stark unter den damals gravierenden Folgen der Alkoholprobleme litten. Entsprechend wurde das Unternehmen bis 1975 nur von Frauen geführt.

Umso mehr müssen wir heute einstehen für diverse Teams, denn diese verstehen die Bedürfnisse einer Gesellschaft umfassender und sind erwiesenermassen in komplexen Umfeldern erfolgreicher.

Du bist gleichzeitig in verschiedenen VR-Mandaten tätig und leitest als CEO den ZFV. Wie förderst du die Themen Diversität und Inklusion aus diesen verschiedenen Perspektiven?

Zwei Dinge sind für mich wichtig. Erstens setzt der Verwaltungsrat den «Ton at the Top». Dort braucht es eine auf Vertrauen, Offenheit und Eigenverantwortung basierte Unternehmenskultur. Unterschiedlichste Menschen müssen sich getrauen, sich aktiv und konstruktiv kritisch einzubringen. Das grösste Risiko eines Verwaltungsrats ist, dass er Wichtiges nicht erfährt. Dazu braucht es sowohl die Etablierung einer entsprechenden Vertrauenskultur wie auch die dafür nötige Mitarbeitendenauswahl und entsprechende Teamzusammenstellungen.

Zweitens braucht es klare KPIs. Bei der Diversität ist es wie bei anderen Nachhaltigkeitsthemen, z.B. dem Klima. Man muss sich als Firma klare Ziele setzen und diese müssen gleichberechtigt wie Umsatz oder EBIT-Ziele sein. Je nach Ausgangslage kann dies ein Frauenanteils- oder ein anderes Diversitätsziel sein. Gleichberechtigt heisst, dass sie genauso in Bonussysteme oder Investitions- und Innovationsentscheide einfliessen. Wenn wir beim ZFV Aufträge vergeben schauen wir beispielsweise auch darauf, wie «divers» mögliche Partner:innen aufgestellt sind.

Um dies gemeinsam zu erreichen, braucht es ein sehr gutes Zusammenspiel zwischen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Die Rolle des VR sehe ich dabei als «kritische Freundin» der operativen Leitung.

Was sind für dich die wichtigsten Themen im 2023? Was möchtest du Frauen und Männern auf ihrem Weg in oder im Verwaltungsrat mitgeben?

Die Themen Diversität und Inklusion sind wichtige Pfeiler innerhalb einer nachhaltigen Unternehmensführung. Aktuell dominiert das Thema «Klima» in vielen Unternehmungen stark, weitere Themen gerade im gesellschaftlichen Bereich dürfen auf keinen Fall vergessen werden. Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie wird immer mehr zur «License to operate». Organisationen und Unternehmungen können sich dem nicht entziehen. Dies kann nur gelingen, wenn verschiedenste Denkhaltungen, Werteschemen und Lebensentwürfe integriert werden – als Basis für zukunftsfähiges Unternehmertum.

Der Women’s Board Award 2022 wurde unterstützt von:
Business Partners: Baloise Group | KPMG | Lenz & Staehelin | Mercuri Urval
Knowledge Partners: Advance |IMD |GetDiversity
Media Partner: FINANZ und WIRTSCHAFT

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