Es ging um die grossen Themen am Advance-Panel vom 20. Juni 2022: Was für eine Gesellschaft wollen wir? Eine, in der die Rahmenbedingungen stimmen, damit Männer und Frauen gleichermassen am Arbeitsleben teilhaben? Oder eine, in der strukturelle Voraussetzungen veraltete Rollenbilder zementieren? Es ging um Individualbesteuerung und wie diese mehr Frauen zum Wiedereinstieg nach der Kinderphase motivieren könnte. Es ging aber auch um kulturelle Muster, die es zu durchbrechen gilt.
Advance-Panel im Atrium der ZKB
Steuern wir in richtung Gleichstellung?
Den Auftakt machte Alkistis Petropaki, Geschäftsführerin von Advance, mit einer Geschichte aus dem eigenen Umfeld: Eine hochqualifizierte Frau wollte eigentlich gerne eine Stelle annehmen, aber bloss nicht zu einem hohen Lohn, denn sonst würden sie als Familie steuerlich einen Rückschritt machen. «Was ist das für ein System, in welchem Frauen nicht arbeiten oder – noch schlimmer – lieber für wenig Lohn arbeiten, weil es sich sonst finanziell nicht lohnt?» fragte sich Alkistis Petropaki zu Beginn der Diskussion. Diese Frage steht auch im Zentrum des ersten Advance Whitepapers, das am Anlass vorgestellt wurde: «Steuern wir in Richtung Gleichstellung?» Darin wird beleuchtet, welchen Einfluss Steuersysteme auf die Gleichstellung in unserer Gesellschaft haben. Whitepaper hier herunterladen
Advance-Geschäftsführerin Alkistis Petropaki stellt das erste Advance-Whitepaper zum Thema Individualbesteuerung vor.
gleichstellung: nichts neues unter der sonne?
Es war bereits vor 25 Jahren so, dass sich junge Paare zwar vornehmen, Erwerbs- und Kinderarbeit aufzuteilen, doch wenn es hart auf hart geht, stecken die Männer eher zuhause zurück als auf der Arbeit. Frauen hingegen sagen eher nein zur Arbeit, bemerkte Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle Gleichstellung des Kantons Zürich. Dieses Muster sei noch unverändert, berichtet sie aus erster Hand.
Helena Trachsel bei ihrer hervorragenden Moderation des hochkarätigen Panels.
Steuern und Strukturen
Verschiedene Faktoren spielen hier mit: zum einen kulturelle Faktoren, die vom traditionellen Familienmodell mit einem männlichen Haupterwerbsgewinner als Standard ausgehen und das Leben drumherum entsprechend ausrichten – etwa Schulzeiten und Betreuungsangebote. Nicht zu unterschätzen ist aber auch unser Steuersystem, das verheiratete bzw. eingetragene Paare im Vergleich zu Einzelpersonen klar benachteiligt. Die sogenannte «Heiratsstrafe» macht einen Zweiverdiener-Haushalt unattraktiv, weil das zweite Einkommen häufig von der Progression aufgefressen wird.
Kurzfristig gerechnet
«Es lohnt sich nicht, als verheiratete Frau ein grosses Arbeitspensum anzunehmen», so die weitverbreitete Ansicht in der Bevölkerung. Tatsächlich benachteiligt unser System Ehepartner, die beide arbeiten möchten. Wer jedoch «nur» aus Steuergründen auf den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben verzichtet, denkt kurzfristig, betonte Judith Albrecht, Leiterin Finanzberatung bei der Zürcher Kantonalbank.
Erschreckend viele Frauen sind beim Erreichen des Pensionsalters mit einer grossen Vorsorgelücke konfrontiert. Dennoch beschäftigen sich nur etwa 8% der Frauen mit dem Thema Altersvorsorge – dabei ist es eine wichtige Verantwortung der Frauen, eine eigene AHV-Rente bzw. Altersvorsorge zu äufnen.
Doppeltes Stigma
Sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Gesellschaft werden Frauen und Männer stigmatisiert: Die einen, weil sie Teilzeit arbeiten, im Stil von «als Mann musst du doch nicht», die anderen weil sie mehr als in einem Mini-Pensum arbeiten und ihre Kinder in den Hort schicken, der in Agglomerationsgemeinden notabene auch schon als «Kinderknast» bezeichnet wird, führte Petra Jantzer aus, Senior Managing Director bei Accenture und Präsidentin bei Advance.
Es sei aber auch aus wirtschaftlichen Gründen eminent wichtig, die Frauen im Erwerbsleben zu behalten, betonte Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes. «Wir können unseren Wohlstand nur sichern, wenn wir auf allen Ebenen den Zugang zur Arbeitswelt für Frauen erleichtern.»
Veränderungen auf allen ebenen
Die Panelteilnehmenden haben all diese Herausforderungen selber erlebt und je auf eigene Art gemeistert. Beschönigen wollten sie nichts: «Es ist streng, kleine Kinder grosszuziehen und zu 80% zu arbeiten», waren sich alle einig. Besonders, wenn sich die 80% auf eine Kader-Arbeitswoche von mehr als 60 Stunden beziehen. Andererseits ist es auch erfüllend, über die eigenen vier Wände hinaus wirtschaftlich und gesellschafttlich etwas beizutragen. Und: Letztlich gibt es mittelfristig eigentlich keine Alternative zur grösseren Partizipation der Frauen in der Arbeitswelt, insbesondere im Hinblick auf den steigenden Fachkräftemangel.
In der Schweiz ist eine gute Ausbildung allen zugänglich und wird vom Staat bzw. den Steuerzahlern finanziert. So gesehen kommt es einer Vergeudung von Investition und Talenten gleich, wenn wir weiblichen Hochqualifizierten die Erwerbsbeteiligung erschweren: «Wollen wir zulassen, dass 55’000 Akademikerinnen zuhause bleiben und mit ihren Kindern fürs Gymnasium büffeln, damit die Hälfte davon dann später wiederum als Mütter mit ihren Kindern zu Hause sitzen…, während wir Fachkräfte aus dem Ausland holen?», fragte Nicole Burth Tschudi bewusst pointiert.
Um etwas zu verändern, ist wohl ein gewisser Druck von wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Seite nötig, befanden die Panelteilnehmenden einstimmig. Und es ist schon jetzt Bewegung im Gange: Arbeitgeber, die betreuungsfreundliche Arbeitszeitmodelle bieten, Frauen, die das Heft selber in die Hand nehmen, aber auch eine Gesellschaft, die neue Leitplanken setzt jenseits bestehender Vorurteile.
Ein grosses Dankeschön an alle Teilnehmenden für die engagierte Diskussion und die beherzten Statements. Ein besonderer Dank geht an die ZKB für die Gastfreundschaft.
Von links nach rechts: Alkistis Petropaki, Judith Albrecht, Nicole Burth Tschudi, Helena Trachsel, Dr. Petra Jantzer, Valentin Vogt
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