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Wie Advance seit 10 Jahren die Schweizer Arbeitswelt aufrüttelt

Seit zehn Jahren setzt Advance darauf, den Anteil von Frauen im Management zu erhöhen, um den längst fälligen Wandel in der Arbeitswelt voranzutreiben. Ein Blick zurück, wie alles begann.

Seit 10 Jahren für Frauen in der Schweizer Business-Welt engagiert: v.l.n.r. Alkistis Petropaki, General Manager Advance, Petra Jantzer, Präsidentin, Malvika Singh, Initiantin von Advance

Was haben Toiletten in Indien mit dem grössten Wirtschaftsverband für Gleichstellung in der Schweiz zu tun? Sie sind Teil der Ursprungsidee, aus der Advance hervorging. Diese Idee hat Malvika Singh 2011: Die Unternehmensberaterin und Leadership Coachin hat die vergangenen 20 Jahre in internationalen Organisationen im grossen Massstab Veränderungen herbeigeführt, und will nun auch auf gesellschaftlicher Ebene etwas bewegen. Als sie liest, dass Frauen in einigen sehr abgelegenen Gebieten Indiens nicht zur Arbeit gehen, weil sie keinen Zugang zu Toiletten haben, will sie am liebsten eine Bewegung zur Stärkung der Frauen in Indien starten. Ein Freund findet, in der Schweiz hätten Frauen auch keinen Zugang zu Toiletten – metaphorisch gesprochen notabene. Sie müssten viele Hürden überwinden, um in der Arbeitswelt voranzukommen. Sie solle doch hier eine Bewegung starten!

Wer knackt den Code?

«Wenn ich auf meinen Werdegang zurückschaue, gibt es so viel, was ich gerne früher gewusst hätte. Zum Beispiel, wie sich Kinder und Karriere vereinbaren lassen», schaut Malvika zurück. «Ich wollte etwas tun, damit es andere Frauen leichter haben. Sie ermutigen, gross zu denken und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen». Doch dazu braucht sie Verbündete. Diese findet sie in Pamela Thomas Graham und Brady Dougan, beides Führungspersönlichkeiten bei der Credit Suisse. Pamela stellt die Gretchenfrage: «Wo sind die Frauen in Führungspositionen? Wer hat den Code geknackt?» Um Strukturen, Mindsets und Prozesse so zu verändern, dass Frauen die gleichen Chancen auf einen Platz in der Top-Etage bekommen, muss das gesamte Unternehmen einbezogen werden. Es kommt also nur eine firmenübergreifende Initiative in Frage. Das Mantra heisst: «Fix the system, not the women».

Der Funke springt

Die Zeit ist reif für eine solche Initiative. Der Funke springt rasch auf andere Unternehmen über: Nach der Credit Suisse sind McKinsey, Sandoz, Swiss Re, Siemens und PWC dabei. Die damals neue Geschäftsführerin von IKEA Schweiz, Simona Scarpaleggia, bringt Inspiration aus der ähnlich aufgestellten italienischen Organisation «Valore D» mit und tritt begeistert bei. Mit Petra Jantzer, damals Partner bei McKinsey (heute Senior Managing Director bei Accenture) kommt eine wichtige Impulsgeberin zur Kerngruppe dazu.

Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich zusätzlich zu ihren anspruchsvollen Vollzeit-Jobs. «Die grösste Schwierigkeit lag darin, sich auf ein gemeinsames Ziel zu einigen», erinnert sich Petra Jantzer. «Die Gründungsmitglieder waren sehr unterschiedliche Firmen, die an ganz verschiedenen Orten standen.» Bis zum Gründungsakt im Februar 2013 vergehen zwei Jahre. Für die Namensfindung wird ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die Gewinner-Idee heisst «Advance» – von da an firmiert die Initiative offiziell unter dieser Flagge.

Doppelt oder nichts

«Die erste grosse Herausforderung war, mehr Frauen in die Führungspipelines zu bringen», blickt Petra zurück. Wie? Durch ein firmenübergreifendes Mentoring-Angebot sowie ein «Leadership Skill Building»-Programm, das auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Und weil sich die Advance-Firmen gegenseitig inspirieren und befruchten sollen, regelmässige Best Practices-Austausche für HR- und Linienvorgesetzte sowie Organisationsentwickler:innen. CEOs tauschen sich unter ihresgleichen in «Kaminfeuer-Gesprächen» aus. Bereits nach einem Jahr hat sich die Zahl der Mitglieder-Firmen von 10 auf 22 mehr als verdoppelt.

Bald wird klar, dass sich jemand vollamtlich um das operative Geschäft kümmern muss: Anfang 2015 wird Alkistis Petropaki, vormals Country Manager bei Yves Rocher, als General Manager von Advance gewählt. «Mir war von Anfang an bewusst, dass es alle braucht, Frauen und Männer, alle Geschlechter und Hierarchie-Stufen und vor allem das Engagement des Top-Kaders, um Erfolg zu haben. Und dass wir aufhören müssen, den Fehler bei den Frauen zu suchen. Wir müssen die Businesswelt so transformieren, dass Frauen gleich erfolgreich sein können wie ihre männlichen Kollegen», unterstreicht Alkistis.

Die Schweiz revolutionieren

2023 feiert Advance das 10-jährige Jubiläum. Aus den zehn Gründerunternehmen sind 140 Mitglieder geworden. Hat sich in der Schweizer Arbeitswelt durch die Arbeit von Advance etwas verändert? Für Petra Jantzer, Präsidentin des Advance-Boards, gibt es keine Zweifel: «Unsere Mitglieder sind messbar erfolgreicher im Vergleich zu anderen Schweizer Firmen. Das geht klar hervor aus dem jährlichen Gender Intelligence Report in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Diversität und Inklusion (CCDI) der Universität St. Gallen.»

«Wir sind nah an den Themen der Zeit und übersetzen aktuelle Erkenntnisse in konkrete Handlungsempfehlungen für Firmen, Leader und ambitionierte Frauen und Männer – etwa mit unserer Whitepaper-Serie zu Themen wie «Individualbesteuerung» und «Kind oder Karriere? Die Schweiz im unnötigen Dilemma», erklärt Alkistis. «Die Stimme von Advance wird nicht nur in den Unternehmen, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene gehört.»

«Als Advance-Präsidentin wurde ich eingeladen, an der Initiative «G20 Empower» die Schweiz zu vertreten, obwohl die Schweiz gar kein G20 Land ist», freut sich Petra. «Das zeigt auch, welche Bedeutung Advance lokal und global hat.»

Dieser Artikel ist in der Frühlingsausgabe 2023 des Magazins «Ladies Drive» erschienen.

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